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Wie geht es weiter im Quartier Residenz? Stadtrat beschließt Beauftragung eines Rahmenkonzeptes

Residenzplatz Eichstätt

Meldung vom 30. November 2025 (09:02 Uhr)

Mittelalterliche Gässchen, Schwedenbrand und die ganz großen barocken Baumeister: Das Quartier Residenz zwischen Spitalbrücke und Leonrodplatz hat über die vergangenen Jahrhunderte bereits so einigen Wandel erlebt. Nun stehen erneut große Veränderungen an – Grund genug für den Eichstätter Stadtrat, sich damit zu beschäftigen, wo sich das Viertel hinentwickeln soll. Nach einer eingehenden Beratung in der Stadtratsklausur im Oktober war deshalb nun das Quartier Residenz eines der öffentlichen Tagesordnungspunkte der öffentlichen Stadtratssitzung am 27. November. Was der Stadtrat dabei beschlossen hat und wie es weitergeht:

1. Wieso jetzt über das Quartier Residenz sprechen?

In dem Straßenzug zwischen Spitalbrücke und Leonrodplatz stehen großflächige und bedeutende Erneuerungen an. Zum einen wird nach aktuellem Stand das Staatliche Bauamt das Forst- und Finanzamt (Residenzplatz 8,12) grundlegend sanieren. Dabei werden zum Beispiel auch aller Voraussicht nach der Gehsteig vor den Gebäuden aufgerissen - Straßenbeleuchtung und Bäume müssen weichen. Gleichzeitig wird eine der wichtigsten Trassen des Nahwärmenetzes Innenstadt im Quartier Residenz durchstechen müssen, um zum Beispiel die Fürstbischöfliche Residenz an den regenerativen Energieträger zu bringen. Das heißt ganz praktisch gesehen einen gut zwei Meter tiefen Graben im bisherigen Kopfsteinpflaster. Außerdem plant die Stadt Eichstätt bekanntlich, die gesamte Straßenbeleuchtung auf energieeffiziente LED-Technik umzustellen. Das ist besonders im denkmalgeschützten Quartier Residenz eine Herausforderung. Dazu kommt, dass das Quartier – zuletzt flächendeckend in den 1980er Jahren ausgebaut – heute einige Bedürfnisse nicht mehr befriedigen kann: Barrierefreiheit zum Beispiel, Fahrradfreundlichkeit oder ein zeitgemäßer Straßenbelag.  

2. Wieso sieht das Quartier heute so aus, wie es aussieht? 

Um eine gute Lösung für das Quartier zu finden, ist es unerlässlich zu wissen, welche Geschichte die Residenz und ihr Umfeld schon hinter sich haben – auch um zu verstehen, mit welcher ganz besonderen Bausubstanz und Platzsituation man es hier zu tun hat. Los geht es – vereinfacht formuliert – 1704, als Jakob Engel damit beginnt, nach dem Schwedenbrand die „Stadtresidenz“, also die heutige Fürstbischöfliche Residenz, zu bauen. Ein solcher Prachtbau brauchte schnell auch einen eindrucksvollen Platz darum herum. Eine Aufgabe für Gabriel de Gabrieli, Engels Nachfolger. 1716 beginnt er, alte teils mittelalterliche Häuser abzureißen, um einen großen barocken Platz schaffen zu können. Nun steht er aber vor der Herausforderung, dass er keinen perfekt quadratischen und symmetrischen Platz vor sich hat – schließlich macht die Altmühl hinter den heutigen Kavaliershöfen einen sehr prägnanten Knick. Er löst es, indem er seine weiteren barocken Prunkbauten – Kavaliershöfe, Domherrenhöfe und viele mehr – im Halbrund immer parallel zur Altmühl setzt. So gibt er dem Residenzplatz seine Form. Wiederum ein paar Jahre später macht sich dann Maurizio Pedetti daran, den noch leeren Platz zu schmücken: mit der Mariensäule, einem Halbrund aus Linden und zwei barocken Prachtbrunnen. Mag man den Überlieferungen glauben, muss es am 23. Juli 1777, als um 4 Uhr morgens die Mariensäule gesetzt wurde, auf dem Platz ziemlich genau so ausgesehen haben wie heute. Die barocke Traumvorstellung – aber auch unumstritten ein bauliches Meisterwerk. 

Das sehen die Herzöge von Leuchtenberg 1821 ganz anders. Streng und symmetrisch ist nicht mehr modern. Englische Landschaftsgärten, ganz natürlich angelegt, sind „in“. Kurzerhand heißt es also weg mit dem Lindenrondell, dem Kalksteinpflaster und dem kleinen Brunnen und her mit großen Bäumen, die den Eindruck von freier Natur mitten in der Stadt vermitteln sollen. 

100 Jahre später sind diese Bäume laut Zeitzeugenberichten so groß wie die Mariensäule und verdecken so jeden Blick auf die barocken Prachtbauten, die aber ja mit sehr viel Fingerspitzengefühl für Sichtachsen und Symmetrie erbaut wurden. Außerdem geht es den Bäumen wohl nicht sonderlich gut. In den Boden vor Ort können sie laut Überlieferungen schlecht wurzeln, schon damals heizt sich der Platz in der sommerlichen Hitze auf und Kutschen, erste Autos und Co. sorgen für Erschütterungen. Frühe Fotos zeigen kahle Äste und brüchige Stämme. Also werden die Bäume in den 1930er Jahren gefällt – alle bis auf einen. Eine große Linde „überlebt“, sie steht heute noch am Eingang zum Kreuzgang. Stattdessen werden jetzt Beetflächen angelegt

Die müssen allerdings auch wieder weichen, als in den 1960er Jahren die Mariensäule saniert werden muss – sie neigt sich stark und droht, umzukippen. Spätestens geht eine Debatte in der Stadt los, was nun mit dem Platz passieren soll. Den über die Jahrhunderte entstandenen „Flickenteppich“ kann scheinbar niemand leiden: Die Straße ist asphaltiert, der Platz besteht teilweise aus Rasen, teilweise aus geflicktem Pflaster. 

12 Jahre später, zu Beginn der 1980er Jahre, ist die Lösung gefunden. Das Landbauamt – heute Staatliches Bauamt – stellt den barocken Entwurf wieder her. Die zwischenzeitliche Idee, den Platz modern zu gestalten ohne Barockelemente und ganz ohne Bepflanzung, ist verworfen. Das Lindenrondell, der kleine Brunnen und die signifikante Strahlenstruktur im Pflaster entstehen wieder. 1985 ist alles fertig. Wenn man die heutige Kaufkraft berücksichtigt, kostet die ganze Maßnahme damals schon 5,5 Millionen Euro. 

3. Wie geht es jetzt weiter?

In den kommenden Jahren wird das Quartier durch Bauprojekte wie die Amtssanierung und das Nahwärmenetz ohnehin zur Baustelle. Daher will die Stadt frühzeitig festlegen, wie das Viertel künftig aussehen soll – auch für Übergangslösungen. Dabei spielen Barrierefreiheit, Denkmalschutz, Fahrradfreundlichkeit und eine mögliche Belebung des Platzes eine zentrale Rolle. 

Wichtig dabei ist allerdings zu verstehen, dass sich die Umgestaltung auf den Straßen- Park- und Fußwegraum zum großen Teil beschränken muss und wird. Eine mögliche Debatte um eine flächendeckende Neuanlage der Platzfläche ist angesichts von fehlenden Ressourcen - Zeit, Geld und Planungskapazität - nicht sinnvoll und leistbar. Dennoch möchten Stadtrat und Stadtverwaltung mithilfe des Konzeptes herausfinden, wie der Platz auch ohne große bauliche Maßnahmen belebt werden kann. Gespräche mit Veranstalter/-innen zeigen zum Beispiel, dass die Infrastruktur – etwa Strom- und Wasseranschlüsse – verbessert werden muss. In der November-Sitzung schlug die Stadtverwaltung deshalb dem Stadtrat vor, ein Planungsbüro zu beauftragen, ein Rahmenkonzept zu entwickeln – Arbeitstitel „Quartier Residenz 2030“. Der Stadtrat hat einstimmig dafür gestimmt. 

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