Meldung vom 18. Dezember 2025 (18:41 Uhr)
Wo soll die Feuerwehr Eichstätt künftig unterkommen, wo entsteht ein neues Gerätehaus für die Wehr? Diese Frage beschäftigt die Ehrenamtlichen und die Stadt seit nun ziemlich genau 20 Jahren. Nun hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend die finale Standortentscheidung gefällt, die die Verwaltung dem Gremium so vorgeschlagen hatte: Das Feuerwehrhaus wird neu am Freiwasser gebaut. Als Alternative war in den vergangenen Monaten eine Zwei-Standort-Lösung mit dem Bauhof erarbeitet worden.
Wir stellen die wichtigsten Fragen & Antworten zu dieser Entscheidung für Sie zusammen.
- Wieso braucht es ein neues Feuerwehrhaus?
Das Feuerwehrhaus ist in die Jahre gekommen, hat bauliche Mängel, ist zu klein und es gibt vor Ort keine Erweiterungsmöglichkeiten. Das wurde schon vor gut 20 Jahren festgestellt. 2010 beschließt der Eichstätter Stadtrat dann, das Feuerwehrhaus grundsätzlich neu bauen zu wollen. Die Standortsuche sollte nun bis 2025 dauern. Übrigens: In den vergangenen Jahren nahm die Stadt noch einmal insgesamt 540.000 Euro in die Hand, um am alten Gebäude am Residenzplatz die notwendigsten Unterhaltsmaßnahmen durchzuführen. - Welche Standorte standen bis 2022 zur Diskussion?
Als Reaktion auf den Stadtratsbeschluss beauftragte die Verwaltung 2011 ein Ingenieurbüro, um mögliche Standorte für einen Neubau zu analysieren. 12 Standorte nahmen die Fachplaner/-innen damals unter die Lupe – darunter drei Varianten am bisherigen Feuerwehrhaus. Dabei zeigte sich bei einigen Standorten – zum Beispiel am Berufsschul-Grundstück -, dass etwa der Platz nicht ausreicht, das Grundstück nicht geeignet ist oder die Umsetzung zu teuer wäre. Daraufhin beschloss der Stadtrat, zunächst nur die Varianten am bestehenden Standort und am Sportplatz weiter zu verfolgen. Anschließend pausierte das Verfahren bis 2022. - Warum nicht "einfach" ein Neubau am bestehenden Standort? Schon 2013 ergab das erste Standort-Gutachten, dass das bisherige Grundstück der Feuerwehr mit 1.600 Quadratmetern zu klein ist, um alle Funktionen von der Fahrzeughalle, über Umkleiden bis zur Schlauchpflege, dem Lager usw. unterzubekommen. Dazu ergibt sich das Problem, dass die Feuerwehr bei einem Neubau am Residenzplatz während der Bauzeit in einer Übergangsunterkunft unterkommen müsste. „Einfach“ höher zu bauen als bisher ist aufgrund des Denkmalschutzes direkt an der historischen Stadtmauer problematisch.
- Wieso dann nicht die Flächen erweitern?
Diese Idee wurde umfassend geprüft – mit der Regierung von Oberbayern bezüglich Baurecht und Brandschutz, dem Wasserwirtschaftsamt und schließlich sogar dem Bayerischen Innenministerium. Das Problem dabei: Die einzige relevante Erweiterungsfläche liegt „hinter“ dem Tor außerhalb der Stadtmauer. Diese Flächen sind baurechtlich sogenannter Außenbereich und dazu Überschwemmungsgebiet von der Altmühl her. Hier ist die juristische Lage über das Wasserhaushaltsgesetz ganz klar: „In festgesetzten Überschwemmungsgebieten ist die Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich in Bauleitplänen oder in sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch untersagt.“ Eine sogenannte Privilegierung, also quasi eine Ausnahme zu den Regeln, kommt hier nicht in Frage.
Und nicht zuletzt weisen die Feuerwehr-Planer/-innen vehement daraufhin, dass doch vor allem eine Feuerwehr im Hochwasserfall funktionsfähig sein muss, ein Feuerwehrhaus also zum Beispiel gut erreichbar sein muss und nicht von Wasser abgeschnitten.
Eine mögliche Lösung fiel der Stadtverwaltung dennoch ein: Direkt vor dem Hof des bisherigen Feuerwehrhauses läuft die öffentliche Straße vorbei, die später in den Seminarweg mündet. Diese Fläche könnte man noch der Feuerwehr zuschlagen. Damit würde das Grundstück um 300 qm auf 1.900 qm wachsen. Doch die Untersuchung von Fachplaner/-innen 2025 zeigte: Auch diese Fläche reicht nicht für alle Funktionen einer modernen Feuerwehr der Größe Eichstätts aus. Und sollte die Feuerwehr in Zukunft nach einem Neubau noch einmal wachsen (mit der Zahl der Ehrenamtlichen oder Geräten und Fahrzeugen), wäre am Standort Residenz wieder keinerlei Fläche zur Erweiterung. - Wie könnte also der Standort Residenz überhaupt noch für die Feuerwehr funktionieren?
Als Stadtverwaltung und Feuerwehr dann ab 2022 wieder in den Prozess einstiegen und Ideen austauschten, kam die Überlegung auf, das Grundstück am Residenzplatz in Rahmen einer Zwei-Standort-Lösung zu untersuchen. Idee dabei war, das Feuerwehrhaus „aufzusplitten“. Alles, was fürs Ausrücken notwendig ist, würde dabei am Residenzplatz bleiben. Alles, was zur Vor- und Nachbereitung für die Einsatzkräfte wichtig ist, würde an einen anderen Standort wandern. - Wo wäre der zweite Standort untergekommen?
Dabei entstand die Idee der Stadtverwaltung, dass die Feuerwehr ja einige Arbeiten übernimmt, die ganz ähnlich zu denen des städtischen Bauhofes sind – zum Beispiel Fahrzeuge reparieren oder waschen. Da lag es nahe, Feuerwehrinfrastruktur am Bauhof unterzubringen. Dafür hätte der Wertstoffhof weg vom Bauhof an einen anderen Standort ziehen müssen, damit auf dem Bauhofgelände abgerissen und neu gebaut werden könnte. - Wie ist nun die Idee am Freiwasser entstanden?
Als die Stadtverwaltung und die Feuerwehrführung 2022 wieder in die Standortsuche einstiegen, stand bereits fest: Die Baufirma Meier wird ihren Firmensitz vom Freiwasser „auf den Berg“ Richtung Lüften verlagern. Damit ergab sich am Freiwasser direkt an der Bundesstraße eine große Fläche, die für die Feuerwehr in Frage kam. Es war damals schon vom Eigentümer geplant, die bisherigen Verkaufshallen abzureißen und das Gelände zu entwickeln, also zum Beispiel Wohnungen zu bauen.
Deshalb stieß die Stadt Eichstätt frühzeitig schon das sogenannte Bauleitplanverfahren an, um hier später keine juristischen Hürden zu haben.
Übrigens: Schon vor der finalen Standortentscheidung war im Bebauungsplan Freiwasser von einer Feuerwehr-Nutzung zu lesen. Das lag aber nicht daran, dass die Stadtverwaltung hier irgendetwas und irgendwem vorgreifen wollte. Eine Änderung des Bebauungsplans wäre im Prozess jederzeit möglich gewesen – nur ist die Änderung von einer Wohnnutzung zu einer Feuerwehrnutzung rechtlich um einiges komplizierter als anders herum. Damit hielt sich die Stadtverwaltung also alle Möglichkeiten offen. Zur Einordnung: Das Grundstück Freiwasser ist nun ziemlich genau 5.000 Quadratmeter groß. - Wie lief nun die finale Abwägung der Standorte ab?
Um im Prozess weiterzukommen, schlug die Stadtverwaltung nach mehreren Dienstversammlungen Anfang 2025 im Stadtrat vor, nur noch zwei Varianten zu Ende zu prüfen, bevor die finale Entscheidung fallen kann. Deshalb votierte das Gremium im Januar 2025 einstimmig dafür, nur noch die Variante Freiwasser und die Variante Zwei-Standorte (mit Residenz und Bauhof) weiter zu verfolgen. Gleichzeitig beauftragte die Stadtverwaltung ein Fachplanungsbüro für Feuerwehrhäuser (K-Plan aus Abensberg), um diese Varianten mit allen wichtigen Informationen final gegenüberzustellen.
Dafür hatte die Feuerwehrführung mit der Stadtverwaltung schon einmal die zentralen Infos der Aktiven eingeholt – wie Wohn- und Arbeitsorte, um zum Beispiel Ausrückzeiten berechnen zu können. Eine zentrale Information für die Fachplaner/-innen war aber auch das sogenannte Raumprogramm der Wehr. Das meint, wie groß zum Beispiel Schulungsräume, Umkleiden und vieles mehr eingeplant werden soll. Dazu fanden über das ganze Jahr 2025 sehr intensive Gespräche zwischen der Eichstätter Wehr, der Stadtverwaltung und den Expert/-innen von K-Plan statt. Außerdem nahmen alle zusammen Kontakt zu anderen Kommunen auf, die gerade Feuerwehrhäuser gebaut haben, um von deren Erfahrungen zu profitieren – zum Beispiel Treuchtlingen. - Zu welchem Ergebnis kamen nun die Fachplaner/-innen?
„An beiden Standorten ist die Umsetzung mit mehr oder weniger Einschränkungen denkbar“, schreibt K-Plan nun in ihrem Gutachten und bezieht sich damit zum einen aufs Freiwasser, zum anderen auf die zwei-Standort-Lösung mit Residenzplatz und Bauhof. Beide Standorte haben ihre Vor- und Nachteile. Das Freiwasser-Grundstück ist zum Beispiel besser geschnitten, günstiger und erweiterbar. Bei der Zwei-Standort-Lösung hätte es möglicherweise positive Effekte gegeben, wenn Feuerwehr und Bauhof zusammenarbeiten würden. Gleichzeitig ist es teurer, für die Bauzeit die Feuerwehr in einen Interimsbau zu ziehen und teurer zu bauen – und es dauert deutlich länger.
Am Standort Freiwasser sehen die Fachplaner/-innen allerdings den Nachteil, dass die sogenannten Hilfsfristen nicht in allen Bereichen der Stadt aktuell voll erfüllt sind. Diese sehen vereinfacht formuliert vor, dass die Feuerwehr in 10 Minuten am Ort des Geschehens ist. Zunächst ist wichtig zu betonen: Beide Standorte können dabei einen Teil des Stadtgebiets nicht in der 10-Minuten-Hilfsfrist abdecken. Dieses Bild wandelt sich aber, wenn man den Aspekt der Ortsteilfeuerwehren dazu nimmt. Der Standort Freiwasser deckt vor allem den Bereich des äußersten Seidlkreuzes und von Landershofen nicht ab – hier sind aber ja auch andere Wehren aktiv, zum Beispiel Landershofen, Wintershof, Buchenhüll oder auch Preith. Legt man deren Anfahrtszeiten über die Hilfsfristen der Stadt-Wehr, entspannt sich das Bild deutlich. Gleichzeitig ergibt sich bei beiden Standorten, dass es genug Menschen gibt, die im direkten Umfeld der möglichen Feuerwehrhäuser wohnen und arbeiten, um schnell im Feuerwehrhaus zu sein, wenn was passiert.
In der gesamten Betrachtung kommen die Expert/-innen von K-Plan dann zum Schluss: „Der Standort Freiwasser ist für das vorgesehene Raumprogramm besser geeignet.“ - Wie wurde die Feuerwehr-Mannschaft mit einbezogen?
In über 11 Abstimmungen mit der Feuerwehr-Führung und Dienstversammlungen mit der gesamten Wehr haben Stadtverwaltung und Politik in den vergangenen drei Jahren gemeinsam intensiv den Weg zu einer Entscheidung beschritten. Zuletzt wurden alle Eichstätter Aktiven in einer Dienstversammlung am 9. Dezember über die Ergebnisse von K-Plan und den weiteren Weg informiert und hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei erklärte Oberbürgermeister Josef Grienberger zur Standortentscheidung auch: „Abgestimmter Vorschlag zwischen Stadtverwaltung, Oberbürgermeister unter fachtechnischer Begleitung der Kommandantur wird der Standort Freiwasser sein.“ Dem stimmte der Stadtrat nun am 18. Dezember zu. - Was kostet das Ganze und wie geht es weiter?
Selbstverständlich haben K-Plan und Stadtverwaltung auch die Kosten beider Standorte mit dem jeweils identischen Raumprogramm nebeneinandergestellt, um ein transparentes Bild zu haben. So kommt der Standort Freiwasser auf Kosten von 9,89 Millionen Euro und der Standort Residenz/Bauhof auf 12,49 Millionen Euro.
Mit dem Votum des Stadtrates hat die Stadtverwaltung nun folgende Aufgaben:- Haushaltsbeschluss im Februar / März 2026 – damit werden die Gelder freigegeben
- Parallel dazu Besichtigung weiterer Feuerwehrhäuser, um Raumprogramm nochmals zu optimieren, im Hinblick auf Kosteneffizienz aber vor allem Funktionalität
- Parallel dazu Vorbereitung eines Vergabe-Verfahrens, um ein Planungsbüro für das Feuerwehrhaus zu finden – dieses soll bis Ende zweites Quartal 2026 feststehen
„Ehrenamtliche sind die Zukunftsaufgabe“
„Das schönste und neueste Feuerwehrhaus nützt uns überhaupt nichts, wenn wir in Zukunft keine Menschen mehr finden, die sich für die Feuerwehr engagieren“, stellte Oberbürgermeister Josef Grienberger nicht nur in der Dienstversammlung mit den Aktiven, sondern auch im Rahmen der Stadtratssitzung noch einmal fest. Diese Aufgabe gehe weit über den Neubau eines neuen Hauses hinaus. Dabei hätte der neue Standort am Freiwasser den großen Vorteil, dass hier die Chance auf mehr Tagesausrücker/-innen entstehen kann, denn große Arbeitgeber wie der Landkreis, die STADTWERKE oder die Berufsschule sind direkte Nachbarn. Die Bedenken von Aktiven, im Ernstfall aus der Innenstadt heraus nicht schnell genug am neuen Feuerwehrhaus zu sein, nimmt die Stadtverwaltung dabei ernst. Eine Idee sei, so Grienberger weiter, sich die individuelle Situation der Aktiven anzusehen und zum Beispiel darüber zu sprechen, wer Parkausweise in der Altstadt braucht, um zum Beispiel vom Arbeitsplatz aus schnell am Freiwasser zu sein, wenn der Piepser geht.
